Sami Hemsh Al Tarkawi, Beduiner Vertreter aus Syrien
Über die Beduinen wurde in den letzten Jahrzehnten viel Unzutreffendes in der Scientific Community verbreitet. Hauptgrund dafür war das ungenaue Dolmetschen vor Ort für die westlichen Orientalisten, die auch zum Teil Vorurteile und andere Absichten hatten. Ein absurdes Statement, das besagt, dass die Beduinen nur 5% der syrischen Bevölkerung ausmachten und momentan komplett assimiliert sind, hat Sami Hemsh Al Tarkawi nach Griechenland, Freiburg, Brüssel und Berlin geführt, um das falsche Image der Beduinen zu korrigieren. Ein weiteres Ziel seines Besuches war die Erklärung der Situation in Syrien für die EU in Brüssel. In dem Zusammenhang zeigt er, wie das Embargo gegen Syrien der Bevölkerung Schaden zufügt und aufgrund seiner Wirkung die Leute als Flüchtlinge nach Europa kommen. Die Regimegegner auf der anderen Seite wollten so viel Druck ausüben, dass keine Hilfen in den Gebieten, die unter der Herrschaft von Assad liegen, verteilt werden sollen.
Sami Hemsh Al Tarkawi, ein Beduine aus der syrischen Wüste, wohnt in Damaskus und ist Ex-Mitarbeiter des syrischen Außenministeriums. Er gehört dem Stamm Turki der Sippe Habalan der berühmten großen Sippe Anizah an https://en.wikipedia.org/wiki/Anizah. Sami Hemsh Al Tarkawi ist Verfasser bzw. Mitverfasser einiger Bücher über IT Fachbegriffe, diplomatische Korrespondenz und die Veranstaltung internationaler Konferenzen.
Als Anfang über das Thema Beduinen und die Orientalisten erwähnt Sami Hemsh Al Tarkawi manche berühmten Werke über die Beduinen, z.B. die Schriften von Meister Eckhart von Hochheim https://de.wikipedia.org/wiki/Meister_Eckhart
(*1260 in Hochheim- † 1328) über die Wüste, Anne Isabella Blunt, 15. Baroness Wentworth
https://de.wikipedia.org/wiki/Anne_Blunt,_15._Baroness_Wentworth (* 22.09.1837; † 15.12.1917) und ihr Buch „Bedouin Tribes Of The Euphrates“ sowie Max Freiherr von Oppenheim (* 15. Juli 1860 in Köln; † 15.11.1946 in Landshut) https://de.wikipedia.org/wiki/Max_von_Oppenheim und sein Lexikon der Beduinen.
Sami erwähnt auch den Besuch von Cathleen Göbel mit einer Delegation in den Gebieten der Beduinen in Syrien. Er nennt die oben erwähnten Bücher als Standardwerke über die Beduinen, mit denen jeder beginne, die Beduinen zu erforschen.
Um den Vorwurf der Ignoranz gegenüber den Beduinen zu entkräften, gibt Sami Hemsh Al Tarkawi einen historischen Überblick über das Bildungsniveau der Beduinen am Anfang des 20. Jahrhundert, wobei er an den Mediziner Dr. Assef Al Saib erinnert, den Inhaber der ersten Praxis in Deir Ezzor 1929, der Medizin in Istanbul studiert hatte. Weiterhin erwähnt er Dr. Abdallah Al Tarkawi, der in Großbritannien Medizin studierte und sein Studium 1956 erfolgreich abschloss. Nach seinen Angaben sind diese nur Beispiele, doch habe es Dutzende von Medizinstudenten aus seiner Sippe gegeben, die zum Studium nach Europe geschickt wurden, darunter nicht nur Medizinstudenten, sondern viele andere Akademiker aus verschiedenen Forschungsgebieten, z. B. der Bruder von Sami, der bei der OAPEC (Organization of Arab Petroleum Exporting Countries) arbeitet. https://en.wikipedia.org/wiki/Organization_of_Arab_Petroleum_Exporting_Countries
Als letztes aktuelles Beispiel führt Sami Hemsh Al Tarkawi den begabten Schüler Hatem Al Tarkawi an. Dieser 9-Jährige ist der Gewinner des internationalen Wettbewerbes im Arabischlesen in Dubai, wo dieses Kind bewies, dass es 400 Bücher aus verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten, Science-Fiction, Religion, Biographien von Wissenschaftlern, historischen Figuren und Propheten vorlesen konnte. In diesem Wettbewerb stand Hatem in Konkurrenz zu 28 Millionen Kindern aus 50 Ländern.
Der Schüler Hatem Al Tarkawi
Gegen den Vorwurf, die Beduinen seien arm, verweist Sami Hemsh Al Tarkawi auf die soziale Solidarität unter ihnen, wobei die armen Familien unter den Beduinen nicht im Stich gelassen, sondern von den Stammesoberhäuptern in ihren Grundbedürfnissen versorgt werden. Ein gutes Beispiel für diese Solidarität sind Gästehäuser für die Armen (Wailiya). Drei solcher Häuser wurden von Sheikh Nawaf Al Melhem in Damaskus gegründet, wo die Armen essen und im Notfall schlafen können, falls sie für eine Dokumentenausstellung in die Hauptstadt gekommen sind. Ein großes viertes Gästehaus für die Armen (Wailiya) ist momentan im Bau und der Geldgeber ist Scheich Zaid Al-Jarba. Viele europäische Botschafter haben diese Gästehäuser besucht und waren von diesen Sozialprojekten sehr beeindruckt.
Auf den dritten Vorwurf gegen die Beduinen, sie seien Terroristen, antwortet Sami Hemsh Al Tarkawi mit der Betonung der Rolle der Beduinen bei dem Empfang und der Unterstützung der Armenier in Syrien nach dem osmanischen Völkermord an den Armeniern 1915-1923 (Friedensvertrag von Lausanne). https://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Lausanne
Menschen, die Frauen, Kinder und ältere Menschen unterstützen, die nicht ihrer eigenen Religion, Sprache oder Nationalität angehören, können keine Terroristen sein. Und bei den Beduinen sei dies nicht eine Sache der Geschichte, sondern liege in ihrem Character. Sie hätten edle Eigenschaften, sogar vor dem Islam, und der Prophet Mohammed sei zur Vervollständigung der vorhandenen edlen Eigenschaften zu ihnen geschickt worden. Die Beduinen sind moderate Muslime und keine Extremisten, sie sind sehr solidarisch und sozial. Sie unterstützen die Schwachen, vermeiden vulgäre Beschimpfungen und Meineid, darüber hinaus lügen sie nicht und zeichnen sich durch ihren Stolz aus.
Das Interview wurde von Mag. phil. Nader Mohamed geführt
und korrigiert und lektoriert von Kirsten Mische