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21/11/2024
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Rörig (Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs) zur Rolle der Jugendämter beim Thema sexualisierte Gewalt

Nader Mohamed (Berliner Kriminalitätszeitung):
Nader Mohamed, Berliner Kriminalitätszeitung. Frage an Herrn Rörig. Sie haben gerade für das Bündel der Arbeit der Polizei, Justiz und Staatsanwaltschaft gesprochen, aber ich habe das Wort ‚Jugendamt‘ vermisst in ihrer Einführung. Das Jugendamt ist ein sehr wichtiger, bedeutender Hinweisgeber für die Kriminalität gegenüber Kindern. Aber ich hatte Kontakt mit vielen Leuten aus Jugendämtern, um heute eine Frage zu stellen. Sie haben mir gesagt… ich habe gefragt: „Wie konntet ihr helfen bei dieser Sache?“ Sie haben gesagt: „Wir haben keine Dienst-Laptops, Diensthandys. Wir haben keinen Zugriff den E-Mail-Server von zu Hause. Die Post kommt immer auf postalischem Weg, nicht elektronisch. Die Erreichbarkeit ist wegen der Coronakrise schwierig und weniger bzw. Hausbesuche. Haben Sie jetzt die Möglichkeit zu sagen, dass die Dunkelziffer sehr sehr hoch ist im Vergleich zu dem, was Herr Münch jetzt vorgelegt hat, aufgrund dieser Faktoren?

Johannes-Wilhelm Rörig (Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs):
Also, die Jugendämter sind im Kampf gegen sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche natürlich zentrale, wichtige Einheiten, eine Zentrale- zentrale Ämter. Und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort leisten Enormes, in den allgemeinen sozialen Diensten. Es ist aber leider so, dass in vielen Jugendämtern, nicht in allen, eine personelle Überforderung stattfindet, also sie sind überlastet mit einer zu großen Zahl von Fällen, ähm, mit denen sie sich befassen müssen und unser, äh, großes Problem bei dem Themenfeld sexualisierte Gewalt ist, dass es schwer zu erkennen ist. Wenn ein Vater sein Kind, äh äh äh, ‚windelweich‘, in Anführungsstrichen, schlägt, dann hat es blaue Flecken und es ist leicht erkennbar, dass da, äh, etwas danebengegangen ist, aber sexualisierte Gewalt ist halt auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes nicht so gut zu erkennen. Deswegen wäre es wichtig, dass sie für weniger Fälle zuständig sind und dass sie einen engeren Kontakt mit den Familien haben und dass sie auch entsprechend gut, äh, fortgebildet sind, so dass sie, äh, Indizien für sexualisierte Gewalt leichter oder besser erkennen können. Wobei wir immer wieder hören von Betroffenen, dass Familien, in denen sexualisierte Gewalt verübt wird von Familienmitgliedern, äh, dass das auch, äh, dass da die Jugendämter oft, ähm, wie nennt man das, getäuscht werden, dass die heile Familie dann, wenn das Jugendamt kommt, vorgetäuscht wird, und äh, äh, letztendlich das Jugendamt dadurch es nicht erkennt. Also, Jugendämter müssen gestärkt werden. In dem nordrhein-westfälischen Maßnahmen- und Handlungskonzept steht auch ein großer Part da drin, wie man die über 130 Jugendämter in Nordrhein-Westfalen neu aufstellen will. Das ist aber eine kommunale Angelegenheit, das kann auch eine Landesregierung gar nicht so leicht regeln, aber das ist ganz wichtig, äh, dass die Jugendämter auch gestärkt sind.

Interview geführt von Mag. phil. Nader Mohamed
verschriftet von Annabell Cassel

ab 34:50

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