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24/11/2024
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Abraham Lehrer: Der Heutige deutsche Staat hat Umkehrpolitik, Landesregierungen greifen ihren Juden & ihren Jüdinnen unter die Arme und helfen ihnen

Abraham Lehrer, der Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland

Zentralwohlfahrtsstelle: Gründung 1917, Sitz in Frankfurt am Main, Rechtsform: eingetragener Verein

BKZ: Guten Tag, wer sind Sie?

Lehrer: Mein Name ist Abraham Lehrer, ich bin Vizepräsident des Zentralrats der Juden und Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland.

BKZ: Warum sind Sie hier in Potsdam? Was machen Sie hier?

Lehrer: Heute wurde hier in Potsdam der Grundstein für das neue Gemeindezentrum inklusive Synagoge gelegt und das ist für die jüdische Gemeinschaft ein denkwürdiger Tag. Nach den vielen Tagen, Wochen, Monaten, Jahren des Dissenses zwischen den jüdischen Gemeinden ist es jetzt gelungen, das Projekt wirklich auf die Gleise zu stellen. Es wird jetzt Fahrt aufnehmen und so Gott will werden wir in zwei Jahren das fertige Ergebnis davon sehen und dann wird die jüdische Gemeinde von Potsdam davon profitieren können.

BKZ: Können Sie bitte die Bedeutung dieser Synagoge beleuchten, im allgemeinen, im kulturellen, wissenschaftlichen, religiösen Kontext?

Lehrer: Schauen Sie, hier in Potsdam leben sehr viele jüdische Menschen, die aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland gekommen sind, d.h. sie haben am Anfang in Übergangsheimen, -häusern gewohnt, haben sich dann nach Wohnungen umgeschaut, haben berufliche Weiterbildung betrieben, haben Jobs gesucht und sind, sag ich mal, so gesehen, angekommen oder etabliert und möchten natürlich in dem Zusammenhang auch ein wirkliches Heim, nenne ich es mal, für ihre Religionsausübung, für ihr kulturelles Betätigungsfeld haben. Da ist ein solches Gemeindezentrum mit Synagoge die beste Voraussetzung und gibt den Menschen das Gefühl, dass sie jetzt hier in ihrer neuen Heimat willkommen sind und zu Hause sind.

BKZ: Wie finden Sie das Engagement der deutschen Politiker oder der Institutionen für solche Projekte oder Begleitung der Juden aus der Sowjetunion, die gekommen sind, bis sie sich integrieren und Mitglieder der Gesellschaft sind?

Lehrer: Wir sind heute einen Tag vor dem 9. November, wo der damalige deutsche Staat Synagogen hat anzünden lassen, gebrandschatzt hat, jüdische Geschäfte zerstört hat und die ersten Toten waren zu verzeichnen. Der heutige deutsche Staat hat genau die Umkehrpolitik, der ich glaube Ministerpräsident hat das heute in seiner Ansprache auch noch einmal gesagt, dass dieser Unterschied die Berechtigung dafür ist, dass Landesregierungen ihren Juden, ihren Jüdinnen unter die Arme greifen und helfen, solche Zentren zu erbauen und ihnen zur Verfügung stellen, damit sie religiös, kulturell, sozial, sportlich  –  welches Betätigungsfeld auch immer sie mögen – damit sie das dort betreiben können.

BKZ: Vielen Dank für Ihre Zeit.

Interview geführt von Mag. phil. Nader Mohamed
verschriftet von Kirsten Mische

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  • Hallo Herr Lehrer! Wir haben uns das letzte Mal kurz nach dem ableben meiner Mutter, Frau Lola horn in der synagogengemeinde auf der roonstrasse gesehen. Ich hoffe, es geht Ihnen gut
    Mit freundlichen gruessen
    Jacky m. Horn

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