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27/07/2024
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Mike Schubert: Wir haben in diesem Jahr erstmalig das Jüdische Filmfestival aus Berlin nach Potsdam holen können

Mike Schubert ist der Oberbürgermeister von Potsdam seit 2018

BKZ: Wer sind Sie?                                                                                                     

Schubert: Mein Name ist Mike Schubert, ich bin Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam.

BKZ: Warum sind Sie da, oder was gibt es heute zu feiern?                                  

Schubert: Wir haben heute eine jahrelange Diskussion in unserer Stadt zu einem glücklichen Ende führen können und den Grundstein für die neue Potsdamer Synagoge legen können.

BKZ: In Ihrer Rede heute haben Sie diese Grundsteinlegung eine für einen Ort der Hoffnung genannt. Was meinen Sie mit der Hoffnung?

Schubert: Es ist in mehrerlei Hinsicht ein Ort der Hoffnung, ein Ort des Zusammenlebens der jüdischen Gemeinden hier in Potsdam an einem Ort in der neuen Synagoge, aber auch ein Ort der Hoffnung des Zusammenlebens von Jüdinnen und Juden und Nichtjüdinnen und Nichtjuden in der Landeshauptstadt Potsdam, d.h. es ist etwas, was mich persönlich unheimlich freut und glücklich macht, dass wir diesen Ort dann haben und endlich die Zeit der Provisorien in Potsdam zu Ende ist.

BKZ: Sie haben auch erwähnt, dass es eine Bereicherung für das kulturelle Leben in Potsdam oder in Brandenburg ist. Sie wollten nicht, dass Potsdam Landeshauptstadt ohne Synagoge ist. Stimmt das?                                                                                           

Schubert: Wir waren die letzte Landeshauptstadt, die keinen Synagogenneubau oder Synagogenbau hat, und das schmerzte mich schon als Oberbürgermeister und es freut mich insbesondere deswegen, weil wir, was das geistliche Leben in Potsdam der Jüdinnen und Juden betrifft, schon viele Einrichtungen haben, weil wir auf der anderen Seite mit dem Jüdischen Filmfestival kulturelle Erlebnisse haben, die man in Potsdam feiern kann und eigentlich sehr breit schon das jüdische Leben verankert ist. Aber es fehlte der eine, der zentrale Ort und dafür ist heute der Grundstein gelegt.

BKZ: Was können Sie uns über dieses Jüdische Filmfestival sagen? Wo, wann, wie…?

Schubert: Das Jüdische Filmfestival findet einmal im Jahr in Potsdam statt und zeigt die ganze Spannbreite des jüdischen Films, der ja mit seinem feinsinnigen Humor, mit seiner Herangehensweise, auch das Versteckte herauszukitzeln, für mich persönlich etwas ganz Besonderes, eine ganz besondere Erfahrung des Sehens und des Erlebens von Film ist, wie gesagt, immer verbunden mit ’nem sehr eigenen und sehr schönen Humor.

BKZ: Wie viele Male hat dieses Festival schon in Potsdam stattgefunden?

Schubert: Wir haben in diesem Jahr erstmalig das Festival aus Berlin nach Potsdam holen können und es wird dauerhaft jetzt in Potsdam verankert sein, als Berlin-Brandenburgisches Filmfestival, aber mit der Hauptfilmstadt in Potsdam, das freut mich um so mehr, weil Potsdam als Filmstadt, als „Creative City of Film“, die wir von der UNESCO mittlerweile auch zertifiziert sind, damit einen Teil seiner Geschichte, auch seiner jüdischen Filmgeschichte, die wir mit der UFA ja schon hatten, wiedergewinnt.

BKZ: Können Sie beleuchten, welche Bedeutung Potsdam für die jüdisch-theologischen Studien hat? Ich habe gehört, das wird auch eine kleine Synagoge für Studenten. Was können Sie uns sagen über die Wichtigkeit Potsdams als Stadt jüdischer Kultur, aber auf wissenschaftlicher Ebene?

Schubert: Potsdam hat in den letzten Jahren in dem Bereich eine sehr gute Entwicklung genommen. Wir haben mit dem Abraham Geiger Kolleg einen Ort in Potsdam an der Universität Potsdam angesiedelt, der als Rabbiner-Kolleg die Möglichkeit gibt, eine Ausbildung in dieser Stadt zu machen und das ist mittlerweile von einer zarten Pflanze zu einem eigentlich schon sehr festen Baum geworden in den letzten zwei Jahrzehnten und das zeigt, dass jüdisches Leben in Potsdam fest verankert ist.

BKZ: Letzte Frage: Wie war Ihr erster Kontakt mit der jüdischen Gemeinde, erinnern Sie sich daran?

Schubert: Ja, es ist bei einem… ich glaube, es war beim Laubhüttenfest auch hier an diesem Ort..

BKZ: In welchem Jahr?

Schubert: Ah, es ist jetzt schon .. bestimmt 15…20 Jahre her, als ich gemeinsam… Da stand an dem Ort, wo wir jetzt die neue Synagoge errichtet haben, ein altes Bürogebäude, in dem damals das Provisorium, der erste Ort der jüdischen Gemeinde, war, und ich hätte mir nie träumen lassen, dass wir an diesem Ort Jahre später den Grundstein für die neue Synagoge legen, und von daher ist es heute ein Tag der Freude.

BKZ: Sie haben uns auch erzählt, dass eine alte Dame in eine Gesprächsstunde kam und sagte, dass sie kein Provisorium wolle, sondern eine Synagoge. Wie war das, waren Sie begeistert von der Idee oder sagten Sie, das ist nicht machbar?

Schubert: Nein, ich glaube, dass eigentlich die Jüdinnen und Juden in Potsdam … dass der Wunsch, endlich die Zeit der Provisorien zu überwinden und einen festen Ort des Gebetes und der Einkehr in Potsdam zu haben, dass der endlich entsteht, und wir haben lange darauf gewartet, alle miteinander. Deswegen ist das heute so ein glücklicher Tag.

BKZ: Vielen Dank für Ihre Zeit.

Interview geführt von Mag. phil. Nader Mohamed
verschriftet von Kirsten Mische

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