Prof. Dr. Helge Braun ist der Bundesminister für besondere Aufgaben und der Chef des Bundeskanzleramts
Serap Güler: Mitglied des Deutschen Bundestages, sie war von 2017 bis 2021 Staatssekretärin für Integration im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen
BKZ: Ich behaupte, Sie haben nicht so große Chancen wie die anderen Konkurrenten. Sie sind …
Braun: Ich wette dagegen.
BKZ: Okay, aber .. ich frage bis zum Ende und dann können Sie antworten. Was würden Sie machen in den nächsten Wochen? Würden Sie alle 3 nicht schlafen, oder wie schaffen Sie das, gegen die anderen zu konkurrieren? Und Sie, Frau Güler, Sie haben gesagt, Herr Braun ist ein ruhiger Typ. Wie schafft er das, im Bundestag zu opponieren, also die Opposition braucht jemand, der schreit, streitet. Würden Sie diese Rolle für ihn übernehmen? Sie wirken temperamentvoll, finde ich.
Braun:
Sehen Sie, da merken Sie schon, dass wir ein gutes Team sind. Und im Ergebnis ist es doch so, dass diese nächsten zwei Wochen in etwa .., bis jetzt die Abstimmung beginnt, ist ’ne kurze Zeit und da steh’ ich absolut dahinter, weil wir uns als Kreisvorsitzende der CDU zusammengetan haben und es war uns allen wichtig, dass wir jetzt keinen sehr langen, sehr quälenden Prozess haben in der Personalfindung, sondern dass wir so zügig abstimmen, dass spätestens bis Mitte Januar klar ist, wer wird der neue Vorsitzende. Das ist natürlich für jemanden, der als dritter… der noch nie kandidiert hat, der sozusagen seine Vorstellungen als Vorsitzender erstmal deutlich machen muss, ’ne besondere Herausforderung.
Aber das ist mir bewusst und das hab ich mir auch deutlich gemacht und deshalb werden die nächsten zwei, drei Wochen – bis die Abstimmung dann abgeschlossen ist, ist ja noch n bisschen mehr Zeit – die werden sehr, sehr intensiv und ich glaube – und da freue ich mich aber drauf, weil jetzt gibt’s die einmalige Chance, direkt mit den Mitgliedern darüber zu reden: Was ist CDU 2022 und in den kommenden Jahren? Und das ist mir wichtig. Wenn man die CDU liebt, wenn man seit Jahrzehnten in ihr arbeitet, dann möchte man, dass sie jetzt die richtigen Entscheidungen trifft und dass sie gleich richtig zukunftsfähig wird.
Wissen Sie, wenn man Arzt ist, weiß man, wenn man gesundheitlich in ’ner schwierigen Situation jemanden hat, dann ist es, je schneller er sich erholt, desto leichter ist es, und je länger eine Krankheit andauert, desto schwieriger ist die Erholung. Und ich sehe uns auch in einer sehr existenziellen Krise und deshalb möchte ich, dass wir jetzt gleich den richtigen Erholungsschritt machen und gleich die grundlegenden Reformen beginnen.
Güler:
Ja, ich hab’s ja zu Beginn schon gesagt, natürlich gibt es auch Unterschiede, um Ihr Attribut jetzt einfach mal aufzugreifen und das temperamentvoll mal jetzt hier darzulegen. Wir hier brennen für das, was wir gerade anstreben. Wir haben da richtig Bock drauf, unsere Partei wieder nach vorne zu bringen. Wir möchten, dass die CDU nicht nur das soziale Gewissen dieses Landes wird, sondern dass sie wieder nach vorne kommt, dass sie sich wieder berappelt. Und wir wissen, ich mein’, der Wahlkampf ist jetzt noch nicht so lange her für uns alle, wir wissen, was die nächsten Wochen für uns bedeuten.
Und wir machen das einfach, weil wir für den Job brennen und weil wir für unsere Partei brennen, weil wir – wie Helge das gerade sagte – unsere Partei lieben und alle nicht zufrieden sind mit dem Zustand unserer Partei, wo wir uns jetzt befinden, und deshalb, es werden harte Monate, aber wer nicht kämpft, hat schon verloren. Und in diesem Sinne werden wir in den nächsten Tagen und Wochen auch kämpfen.
BKZ: Ich habe noch nicht gehört, was Sie es machen würden. Würden Sie die Hälfte der Republik jetzt bereisen oder Hunderte Konferenzen veranstalten oder wie?
Braun: Es gibt ’n ganz breites Angebot an die Verbände der CDU und auch an die Vereinigungen. Das wird aufgrund der Zeit und jetzt der aktuellen Corona-Lage hauptsächlich digital sein, das ist leider so. Aber es gibt das Angebot, überall zu diskutieren, sich auszutauschen über unsere Ideen und Konzepte und natürlich auch über ’ne profilierte Oppositionsarbeit. Und ich glaube, sachliche Klarheit und Temperament haben wir alles bei uns im Team vorhanden.
Interview geführt von Mag. phil. Nader Mohamed
verschriftet von Kirsten Mische