Monika Schnitzer ist Professorin für Komparative Wirtschaftsforschung
BKZ: Meine Frage an die Runde ist zum Thema Künstliche Intelligenz. Die Künstliche Intelligenz ist die Schlüssseltechnologie der Zukunft und Deutschland ist kein Spitzenreiter oder Weltmacht in diesem Bereich. Was soll die nächste Bundesregierung machen, um das Niveau des Landes zu verbessern? Wie kann das Land seine technologische Souveränität verteidigen, wenn es in diesem Bereich schlecht ist?
Schnitzer: Darauf antworte ich gerne. Tatsächlich steht Deutschland eigentlich gut da im Bereich Künstliche Intelligenz. Wir haben sehr viele Patente, die in diesem Bereich angemeldet werden. Also wir können immer die Patente sehr gut zählen, deswegen schauen wir uns das an, das haben wir im letzten Jahr auch schon gezeigt. Ein Problem an der Stelle ist, dass wir anteilsmäßig am Weltmarkt inzwischen weniger solcher Patente anmelden. Das erstaunt jetzt vielleicht nicht, weil China natürlich sich sehr stark entwickelt hat, aber USA beispielsweise, die haben’s geschafft, ihren Anteil zu halten. Also das heißt, wir sind eigentlich bisher forschungsmäßig sehr gut aufgestellt, aber wir müssen aufpassen, dass wir die Spitze an der Stelle wirklich halten und unsere Bedeutung halten. Wo wir immer noch ein Problem haben, das ist ja bei all diesen .. ja, datenbasierten, Themen so, wir haben immer noch ein Problem mit der Umsetzung, im Transfer, daraus Geschäftsmodelle zu machen. Und das ist eine ganz zentrale Aufgabe, aus der Forschung, aus der Invention, aus der Innovation am Ende wirklich Geschäftsmodelle zu machen. Das ist insgesamt für die ganze datenbasierte Ökonomie der Fall und deswegen mahnen wir eben auch, dass man hier eine wirklich umfassende Digitalstrategie denken muss, wo man sich überlegt: Wie sieht die Zukunft aus? Die Zukunft sieht nicht nur so aus, dass wir das, was wir auf Papier haben, in Zukunft online abgespeichert haben, „EDV machen“, wie man lange gesagt hat, Elektronische Datenverarbeitung. Die Zukunft sieht wirklich ganz anders aus, das ist noch nicht überall angekommen, auch nicht in den Köpfen der Unternehmer, übrigens.
BKZ: Wie ist es mit einer europäischen Lösung? Also ich habe gelesen, es gibt eine Vernetzung zwischen Deutschland und Frankreich in diesem Bereich „Künstliche Intelligenz“. Kann eine gemeinsame europäische Lösung helfen, um das Niveau des Kontinents zu verbessern, im Vergleich zu China und USA, wie Sie gesagt haben?
Schnitzer: Ja, wir müssen unbedingt europäisch an der Stelle denken, deswegen setzen wir uns auch sehr für die Ausweitung des digitalen Binnenmarktes ein und da gibt es viele Initiativen, die auch noch zusammengeführt werden müssen, aber wir müssen einfach dafür sorgen, dass wir diesen Markt, den europäischen Markt, stärker nutzen, denn das wird uns helfen, dann auch die… was immer wir an Geschäftsmodellen entwickeln, die besser zu skalieren. Wir sind einfach als Deutschland zu klein im Vergleich zu USA, im Vergleich zu China, aber europäisch zu denken und europäisch gemeinsam zu arbeiten, auch Standards zu setzen, dafür zu sorgen, dass Produkte über die Grenze hinweg wirklich anwendbar sind, das ist genau das, was wir brauchen, um besser skalieren zu können.
Interview geführt von Mag. phil. Nader Mohamed
verschriftet von Kirsten Mische
Ab der Minute 47:25