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03/12/2024
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Haberland: Wüste, gelb und Orient sind Inspirationsquelle für die Potsdamer Synagogenbau

Jost Haberland ist der Architekt der neuen Synagoge in Potsdam

BKZ: Guten Tag, wer sind Sie?

Haberland: Mein Name ist Jost Haberland. Ich bin Architekt aus Berlin und wir planen bzw. realisieren im Moment die Synagoge in Potsdam.

BKZ: Und wie lange haben Sie für dieses Projekt gebraucht, für diesen Entwurf?

Haberland: Wir haben 2009, also vor 12 Jahren, den Wettbewerb gewonnen. Also das war ein öffentlicher Wettbewerb mit vielen renommierten Architekten, den haben wir 2009 gewonnen und haben dann die Planung angefangen, ganz normal, aber während des Planungsprozesses gab’s großen Streit zwischen den Gemeinden, so dass das Projekt gestoppt wurde. Das war 2011… wurde das Projekt gestoppt. Danach haben wir immer wieder die Planung neu aufgenommen, viele Varianten entwickelt, wie man diese unterschiedlichen Meinungen der jüdischen Gemeinden zusammenführen kann in einem Entwurf. Und wir arbeiten jetzt seit zwei Jahren an dem Projekt, das was aus diesen ganzen Diskussionsprozessen hervorgegangen ist. Und für dieses Projekt haben wir heute den Grundstein gelegt. Und wenn alles gutgeht, wird es 2024 dann fertig sein. 

BKZ: Was war Ihre Inspirationsquelle für das Projekt oder Vorbild.. also, Sie mussten etwas im Hinterkopf haben und Sie versuchten das umzusetzen?

Haberland: Also wir wollen ein Haus bauen, was hier den lokalen Bautraditionen entspricht. Also wir bauen mit gelben Ziegeln, das ist ein ganz typisches Material, was hier in Brandenburg verwendet wird. Aber wir wollen auch ausdrücken, dass wir eine Synagoge bauen, also das etwas ist, was .. ja, aus der Wüste stammt, also wir werden das… dass es vielleicht orientalisch ist. Also es wird diese beiden.. diese beiden Seiten wird dieses Programms dieses Haus zeigen, diese Verwurzelung in dem Ort, aber auch der Ausblick in die Welt. 

BKZ: Wie viele Leute arbeiten mit Ihnen zusammen? Machen Sie das alles alleine?

Haberland: Nein, natürlich nicht. Also es arbeiten …neben mir als sozusagen Oberprojektleiter habe ich zwei Architekten, die an der Planung arbeiten und die Details ausarbeiten, und dann haben wir auch noch einen Bauleiter vor Ort, der hier die Baustelle organisiert.

BKZ: Aber die Architekten sind wie Künstler, haben sie manchmal verrückte Ideen, oder  so? Hatten sie freien Lauf, machen sie was sie möchten? Hatten sie eine Begleitung, jemand, der sagt, nein, das ist nicht koscher so, die Religion sagt soundso? Von Anfang an, hatten Sie da Begleitung oder Beratung?

Haberland: Also im Wettbewerb, da waren wir noch vollkommen frei, weil wir ja noch keinen Kontakt hatten zu dem zukünftigen Nutzer. Aber natürlich ist es normal, gerade für… für so eine Bauaufgabe einer Synagoge, mit dem koscheren Bauen, das müssen wir natürlich respektieren, also.. Wir sind ja Nichtjuden und wir respektieren natürlich Entscheidungen eines Rabbiners, wie der Synagogenraum auszusehen hat. Und das machen wir natürlich, aber wir versuchen, das einfach in einem architektonischen Gesamtkonzept unterzubringen.

BKZ: Gab es einen Rabbiner, der Ihnen geholfen hat?

Haberland: Also wir hatten insgesamt, glaub’ ich, schon sechs oder sieben Rabbiner, die uns unterschiedliche Dinge gesagt haben, und inzwischen kennen wir uns da auch ganz gut aus, und jetzt im Moment haben wir mit dem ZWST eigentlich sehr gute Partner, die auch die richtige Erfahrung haben im Synagogenbau, mit denen wir jetzt dieses Projekt realisieren wollen.

BKZ: Ich hätte gern Highlights Ihrer Karriere als Architekt. Wo arbeiten Sie, wo wirken Sie.. in Berlin oder hier? Welche Projekte haben Sie bis jetzt begleitet?

Haberland: Also die ersten Häuser und Projekte, die wir gebaut haben, sind alle in der Schweiz. Das lag daran, dass ich in der Schweiz tätig war als Assistent an der Hochschule, an der ETH, und auch da studiert hab’ und wir da Wettbewerbe gewonnen haben. Also wir sind.. haben das alles von hier aus gemacht

BKZ: Sind ETH Hochschulen? In der Schweiz, wo?

Haberland: Das sind Schulen, das sind Schulen. Die ETH, die Eidgenössische Technische Hochschule. Und da war ich halt als Student und anschließend als Assistent, also als Lehrbeauftragter, tätig und da haben wir unsere ersten Schulen gebaut, vor allem Schulen, wir arbeiten vor allen Dingen im Bereich Schulbau und auch im Altbaubereich, wir haben gerade einen Konzertsaal in Hannover in einem alten historischen Gebäude eingebaut. Also wir machen sehr viel öffentliche Bauten, die immer mit dem Thema der Versammlung zu tun haben. Also, eine Schule hat mit Versammlung zu tun, ein Konzertsaal, und eine Synagoge ist auch ein Versammlungsraum und deswegen passt es ganz gut.

BKZ: Vielen Dank für Ihre Zeit, dankeschön.

Interview geführt von Mag. phil. Nader Mohamed
verschriftet von Kirsten Mische

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