Nader Mohamed (Berliner Kriminalitätszeitung):
Nader Mohamed, Berliner Kriminalitätszeitung. Meine Frage ist an Frau Henning. Eine Niederlage ist eine Niederlage. Welche Konsequenzen werden Sie ziehen? Wird es Personalkonsequenzen geben? Werden Sie diese Sache im Parteipräsidium untersuchen? Sie schauen nach, welche Kandidaten dort waren und ob diese sich nicht präsentieren konnten oder sagen Sie, dass die Linke zwischen den Fronten zerrieben wurde und die Sache ist erledigt?
Susanne Hennig-Wellsow (Parteivorsitzende DIE LINKE):
Na, die Sache ist definitiv nicht erledigt. Was wir natürlich gemacht haben, ist, dass wir heute auch mit Eva von Angern und Stefan Gebhardt im geschäftsführenden Parteivorstand die erste Wahlanalyse gemacht haben. Es kann aber natürlich nur eine erste Wahlanalyse sein. Wir haben jetzt erst die Zahlen, paar mehr werden noch dazu kommen. Wir haben die ersten Analysen auch von unserer Stiftung, aber das müssen wir uns in Ruhe anschauen. Sie können sich vorstellen, dass das bis hierhin ein sehr sportlicher Tag war. Wir haben nicht die Absicht personelle Konsequenzen zu ziehen, aber das, was wir machen, ist natürlich nochmal genau hinzuschauen an welchen Punkten wir verloren haben, wo Kommunikation nicht erfolgreich war, ähm, was möglicherweise auch Schwächen in einer Kampagne gewesen sein können. Aber nochmal, ich bin der Auffassung, dass unsere Genoss:innen in Sachsen-Anhalt nicht so viel falsch gemacht haben selbst. Es ist so, dass es die Poli- die Polarisierung zwischen CDU und AfD gab. Die ist entschieden wurden zum Wahlabend, sehr deutlich zu lasten oder zum, ähm, zum Sieg der CDU beigetragen hat. Natürlich sind wir dazwischen zerrieben wurden, aber ich sag’s nochmal: wenn wir nicht einmal 30% erreichen mit den Grünen und SPD zusammen dann bedeutet das tatsächlich, das hab ich versucht zu sagen vorhin, dass äh, das gesellschaftliche Umfeld, äh, in Sachsen-Anhalt, äh, im Moment kein gutes Pflaster für eine erfolgreiche Wahl der Linken war. Dass wir uns haben, möglicherweise, nicht gut präsentieren können, das kann so sein, aber wir werden uns das alles noch genau anschauen.
Moderator:
Zusatz.
BKZ:
Aber es geht um Wahlkreise. Wenn Sie einen schlechten Kandidaten haben, der gegen die der CDU und AfD verliert, dann muss es Personalkonsequenzen geben, verstehen Sie? Die Wahlkreise, einer nach dem anderen, muss unter die Lupe genommen werden, oder nicht?
Hennig-Wellsow:
Naja, das mu–, am Ende gibt’s ja schon personelle Konsequenzen. Die Kandidaten, die in den Wahlkreisen angetreten sind und nicht gewählt sind, da ist die personelle Konsequenz, dass sie kein Mandat haben.
BKZ:
Aber weiter die Partei vertreten?
Eva von Angern (Spitzenkandidatin DIE LINKE in Sachsen-Anhalt):
Also, das müssten wir jetzt vielleicht auch sachsen-anhaltischer Sicht erstmal beantworten, weil unsere Parteivorsitzenden haben zwar sehr sehr viele Kompetenzen und wir beraten uns auch eng, aber es ist schön so, dass wir als Landesverbände oder auch als Landtagsfraktion zunächst erstmal alleine entscheiden können. Und ich kann Ihnen sagen, also ich bin persönlich nicht bereit Konsequenzen zu ziehen. Es heißt- ich werde auch wieder als Fraktionsvorsitzende kandidieren und, ähm, ich bin tatsächlich über ein Ergebnis auch ein bisschen stolz vom gestrigen Abend, dass ich nach Herrn Haseloff die bekannteste Politikerin bin in Sachsen-Anhalt. Also, ich bin erst seit Dezember letzten Jahres Fraktionsvorsitzende, das heißt ich hatte den kürzesten Anlauf und dafür hab ich, glaub ich, nee, glaub ich nicht, dafür habe ich meine Partei im Wahlkampf gut vertreten. Das- es wird darüber zu reden sein, wie wir das besser können, wie wir Wählerinnen- und Wählerstimmen wieder zurückgewinnen können und äh, wir werden tatsächlich nur noch mit einer Fraktion von 12 Abgeordneten vertreten sein. Das ist durchaus ne Mammutaufgabe dann, wer weiß wie viele Themen auch in einem Land bearbeitet werden müssen, aber dem werden wir uns stellen. Und ich seh das tatsächlich eher als Motivation.
Interview geführt von Mag. phil. Nader Mohamed
verschriftet von Annabell Cassel