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04/12/2024
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Syrische Beduinen: Parallele Beziehungen zu Assad, den Kurden und den USA

Scheich Zaid Al-Jarba, der Bruder des heutigen Oberhauptes des Shammar-Stammes

Die Beduinen in Syrien gehören mehrheitlich zum Schammar-Stamm, der hauptsächlich in Syrien, Irak, Saudi-Arabien, Jordanien und Kuwait sowie in einer Reihe arabischer Golfstaaten verbreitet ist. Der Ursprung des Schammar-Stammes liegt vermutlich im antiken Stamm der Tayy, welcher sich um das Jahr 115 nach Christus vom Jemen kommend in Nordarabien niederließ. Der Name geht wohl auf Scheich Kais Ibn Schammar zurück, der schon im 6. Jahrhundert von arabischen Dichtern besungen wurde. Die Herrschaft über den Stammesverband übte die Familie der Ibn Ali aus. Hauptort des Fürstentums war Ha’il im nördlichen Nadschd, im Norden von Saudi-Arabien. Der Stamm regierte auch 400 Jahre lang das Emirat Shammar in Ha’il, welches endete, als die Al Saud 1921 die Kontrolle übernahmen. Wegender Kriege und der Hungersnot auf der arabischen Halbinsel sind die Mitglieder des Shammar-Stammes in die Dschasira, eine Kulturlandschaft im Nordwesten des Irak und im Nordosten Syriens, eingewandert. Dieses Gebiet erstreckt sich vom Euphrat bis zum Tigris und stimmt mit Obermesopotamien überein. So entspricht es dem geographischen Begriff Mesopotamien in der antiken Literatur. Zum größeren Teil sind diese Beduinen Sunniten, doch gibt es in Karbala im Irak auch viele Schiiten und im Libanon eine kleine christliche Minderheit der Maroniten. Am 1. Juni 2004 wurde mit Ghazi al-Yawar ein Emir der Schammar zum Übergangspräsidenten des Irak gewählt.

Die Oberhäupter des Shammar-Stammes

  • Faris Al-Jarba, gestorben 1818
  • Safook Ben Faris Al-Jarba (1791-1847)
  • Farhan Ben Safook Ben Faris Al-Jarba gestorben 1810
  • Alassi Ben Farhan Ben Safook Ben Faris Al-Jarba (1810-1890)
  • Daham al-Hadi Ben Alassi Ben Farhan Al-Jarba (1890 – 1976)
  • Humaydi Ben Daham al-Hadi (1936 – 10.11.2022)
  • Mane Ben Humaydi Ben Daham al-Hadi, seit 2022 bis heute im Amt

Scheich Zaid Al-Jarba  ist der Bruder des heutigen Oberhauptes des Shammar-Stammes, der in Amman/Jordanien lebt und für 16 Millionen Beduinen spricht. Scheich Zaid Al-Jarba wurde 2005 im Alter von 17 Jahren von seinem Vater beauftragt, nach Amman/Jordanien zu reisen, dort den Shammar-Stamm zu beaufsichtigen und seine Interessen zu vertreten. Trotz seines jungen Alters erwies er sich als äußerst effizient und klug. Seine umfangreichen sozialen Aktivitäten und sein Einfluss lassen sich leicht anhand der zahlreichen Videoclips nachverfolgen, die über seine Veranstaltungen verbreitet werden. Die Aktivitäten von Scheich Zaid haben sich kürzlich auf Damaskus, Homs und Aleppo ausgeweitet, wo er von allen in diesen Städten verstreuten syrischen Stämmen mit beispiellos empfangen wurde. Seit kurzem koordiniert er die internationalen Beziehungen seines Bruders Scheich Mane und arrangierte dessen jüngste Treffen im Irak mit dem Präsidenten der Republik, dem Premierminister, dem Parlamentspräsidenten und den meisten Säulen der Regierung. Er arrangierte auch, dass dieser in Jordanien und der Region Kurdistan im Irak als offizieller Gast empfangen wurde. Er ist ein aufgeschlossener und gemäßigter junger Mann, der aufgrund seiner extremen Bescheidenheit, seiner Liebe zu den Menschen und seiner Hilfsbereitschaft bei jedem, den er trifft, einen starken Eindruck hinterlässt und von allen arabischen Gruppen in Syrien und im Ausland akzeptiert wird. Sheikh Zaid Al Jarba hat an einer jordanischen Universität einen Bachelor-Abschluss in Betriebswirtschaft erworben.

Die Berliner Kriminalitätszeitung (BKZ) hat Scheich Zaid Al-Jarba im Hotel Titanic Gendarmenmarkt in der Französische Str. 30, 10117 Berlinwie folgt interviewt:

BKZ: Warum sind Sie nach Deutschland und nach Brüssel gekommen?

Scheich Zaid: Um Gespräche über die Geschichte der Beduinen und ihre Wirkung in den arabischen Gesellschaften zu führen. 

BKZ: Was können Sie uns über den Ursprung Ihres Stammes sagen?

Scheich Zaid: Wir sind Haschimiten (Anmerkung der Redaktion: weitläufiger Clan des mekkanischen Stammes Quraisch, der sich auf Haschim ibn Abd Manaf, den Urgroßvater des Propheten Mohammed, zurückführt). Wir leben in unserer Region seit 280 Jahren, zuerst wanderten wir in die Dschasira ein, davor waren wir vor 340 Jahren in Nadschd. Wir sind zerstreut von Urfa in der Türkei bis in den Irak, Iran und Syrien.

BKZ: Können Sie uns kurz über Ihren Vater etwas sagen?

Scheich Zaid: Mein Vater war Scheich Humaydi Ben Daham al-Hadi, er ist derjenige, der unsere Region vor dem arabischen Frühling geschützt hatte. Vor zwei Jahren ist er verstorben. In den Fünfzigerjahren war er 8 Jahre lang ein Fraktionsvorsitzender im syrischen Volksrat.  

BKZ: Wie sind heutzutage die Beziehungen zwischen Ihrem Stamm und der Saudi-Dynastie?

Scheich Zaid: Wir sind mit ihnen verschwägert. Unser Dialekt und unsere Tracht ist mit der ihren identisch, auch identisch mit jener der Jordanier. 

BKZ: Wie sind die Beziehungen zwischen Ihrem Stamm und der königlichen Familie in Jordanien sowie dem Assad-Regime?

Scheich Zaid: Beide Beziehungen sind gut und das ist im Interesse unserer Heimat. Der jordanische König Talal Ben Abdullah hat sich für die Rückkehr unserer Familie aus dem Exil im Jemen eingesetzt. 

BKZ: Wie sind Ihre Beziehungen zu den Kurden?

Scheich Zaid: Zu den Kurden haben wir freundschaftliche und historische Beziehungen, die seit eintausend Jahren existieren. Im Arabischen Frühling hatten wir ein gemeinsames Schicksal.  

BKZ: Was können Sie uns über Quwwat as-Sanadid (arabisch: die Heldentruppen) sagen?

Scheich Zaid: Sie heißen eigentlich Quwwat al-Karama (arabisch: die Ehrentruppen), sie wurden 2014 von meinem Vater Scheich Humaydi Ben Daham al-Hadi Al-Jarba gegründet zum Zweck des Schutzes und des Erhalts unserer Region. Es gab Scharmützel und Kampf mit der IS-Miliz. Ziel meines Vaters war es, das Blutvergießen zu stoppen. Meine Brüder Sheikh Bandr und Sheikh Yawar sind die Militär-Führer der Heldentruppen. Die Truppen werden bei den Demokratischen Kräften Syriens (DKS) von den westlichen Mächten in der Region ausgebildet.

BKZ: Haben Sie Kontakte zu den USA?

Scheich Zaid: Ja, die müssen wir haben, damit wir unsere Region erhalten können.  

BKZ: Wie ist das Bildungsniveau der Beduinen im 21. Jahrhundert?

Scheich Zaid: Ein großer Teil von uns haben schon studiert und das gute Beispiel für unseren Fortschritt kann man leicht daran erkennen, dass 50.000 Beduinen in Europa leben und sie Firmeninhaber und Akademiker sind. Mein Vater hat in den Neunzigerjahren eine Zeitschrift gegründet, die as-Sanadid (Arabisch: Die Helden) hieß. Das Logo dieser Zeitschrift war ein Kamel, das aus einem Computer herauskommt. Dieses Logo deutet an, dass die Beduinen der Ursprung der Zivilisation sind. Die Zeitschrift erschien von 1990 bis 1997.

Das Interview wurde von Mag. phil. Nader Mohamed geführt
und korrigiert und lektoriert von Kirsten Mische

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