Berliner Kriminalitätszeitung: Herr Münch, herzlich willkommen im Haus der Bundespressekonferenz. Warum sind Sie heute da?
Holger Münch: Nun, ich hab gemeinsam mit Herrn Rörig, dem Beauftragten der Bundesregierung für das Thema hier, die Fallzahlen vorgestellt, ähm, der Opfer von Kindern und Jugendlichen im letzten Jahr von sexualisierter Gewalt, Missbrauch und Tötungsdelikten und, ähm, hinter jedem dieser Fälle steckt immer ein extremes Leid und, ähm, wir informiere hier über das, was wir tun, als Polizei mit der Justiz, aber auch, was noch getan werden muss, um hier besser zu werden.
BKZ: Und welche Empfehlungen haben Sie heute gemacht? Oder was empfehlen Sie in dieser Situation?
MÜNCH: Nun, ich spreche ja für die Seite der Polizei. Wir haben hier eine Menge in den letzten Jahren schon unternommen, um gerade zu dem Themenfeld Kinderpornografie, also diese Abbildung von Missbrauch und die… die Verbreitung im Netz, ähm, dort besser zu werden. Wir haben eine mehr als verdreifachende Zahl in den letzten 5 Jahren, aber es gibt noch viel zu tun. Je mehr wir in den Abgrund schauen, desto mehr sehen wir auch wie groß das Weit ist, ähm, der Kinder und Jugendlichen und deshalb müssen die Anstrengungen hier noch weiter gehen, ähm. Und das bedeutet zum Beispiel, dass, wir können davon ausgehen, die Fälle werden in den nächsten Jahren weiter steigen. Es wird jetzt noch Richtungen geben hier, nachdem Netzwerkdurchsetzungsgesetz, auch solche Delikte, ähm, an das BKA auszuleiten. Das wird zu einer weiteren Steigerung führen.
Und wir müssen uns insgesamt drauf einstellen mit diesem enormen Datenvolumen auch fertig zu werden. Das ist eine Seite der Polizei und der Justiz. Daneben hat Herr Rörig auch nochmal vorgestellt, dass das nicht alles ist, dass wir auch über die Prävention nachdenken müssen, über Hilfseinrichtungen, die weiter zu stärken. Also, dass man hier dieses Themenfeld, das so viel Leid, gerade bei jungen Menschen verursacht und sie ein Leben lang begleitet, dass man da alles tut, um, ähm, diesem Problem auch zu begegnen.
BKZ: Habe ich Sie richtig verstanden, dass Deutschland jetzt sicherer wird, aufgrund der Aufdeckungsquote? Sie werden Kriminelle jetzt schnell festnehmen und Durchsuchungen, die Sie schon angekündigt haben. Also, Deutschland wird sicherer in den nächsten Jahren?
MÜNCH: Nun, ich werd‘ das so ausdrücken – wir, wir, hellen das Dunkelfeld halt auf, ja, ähm, wir müssen dafür sorgen, dass das Entdeckungsrisiko für die Täter größer wird, damit—
BKZ: Abschreckungsstrategie.
MÜNCH: Damit wir auch da genau dafür sorgen, dass man sagt ‚ich überlege mir das 3 Mal, ob ich solche Delikte begehe‘. Das ist der Punkt. Und, ähm, das betrifft diesen Teil, ähm, sexualisierte Gewalt/Kinderpornografie, wo wir sehr stark unterwegs sein können, aber wenn wir an weitere Fälle denken, wie Miss-ähm, ähm, -handlung von Kindern, da sind noch ganz andere gefragt, ne. Die Jugendämter, die Hilfseinrichtungen, die Schulen, also insgesamt natürlich auch ein, ähm, eine Unterstützung auch von Familien, ähm, ähm, zu haben, die dafür sorgt, dass man möglichst gewaltfrei in Deutschland groß werden kann.
Interview geführt von Mag. phil. Nader Mohamed
verschriftet von Annabell Cassel