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19/03/2024
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Wer steckt hinter den Geldautomatensprengungen in Deutschland?

BKA Präsident Holger Münch

BKZ: Guten Tag, eine Frage zu Geldautomatensprengungen: Finden Sie, dass das Einzelfälle sind oder ist das ein Phänomen, das Sie bekämpfen müssen?

BKA-Präsident: Das ist ein Phänomen, das in Deutschland in den letzten Jahren deshalb auch größer geworden ist, weil in den Niederlanden die Bekämpfung sehr stark intensiviert wurde und auch im Bereich der Prävention investiert wurde, d. h. Geldautomatensprengungen sind in den Niederlanden, wo viele Tätergruppierungen herkommen, nicht mehr möglich. Sie sind weniger geworden, sie sind entsprechend gesichert und deshalb weichen sie aus in andere Länder, insbesondere natürlich ist das Nachbarland Deutschland –  Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen – sehr stark betroffen. Das ist ein Thema, was wir auch in Kooperation mit den Ländern sehr intensiv angehen, d. h.  wir als BKA werten hier die Fälle auch über die Einzelfälle hinaus aus. Erkennen wir Zusammenhänge, erkennen wir Tatserien und dann wird dort wieder ermittelt, um auch Tätergruppierungen über einen Einzelfall hinaus zu ermitteln und letztendlich auch der Justiz zuführen zu können.

Das machen wir nach meiner Einschätzung auch recht erfolgreich – wir haben viele Ermittlungserfolge. Dennoch ist das Problem nach wie vor sehr groß. Das heißt, wir haben nach wie vor hier ein Handlungsfeld,  wie können wir die Prävention, die Sicherung solcher Geldautomaten verbessern? Braucht es so viele in Deutschland? Muss das sein, dass die an Orten sind, wo man am Ende über solche Sprengungen auch Menschenleben gefährdet? Das ist ein Thema, was auch auf der politischen Agenda mittlerweile ist.

BKZ: Aber im Fall eines Blackouts kann das sehr gefährlich sein. Teilen Sie da meine Meinung?

BKA-Präsident: Ja, das weiß ich jetzt nicht, ob da ein Blackout gefährlich ist, sondern hier geht’s eher da drum, dass die Vielzahl solcher Geldautomaten, die wir in Deutschland haben – Bargeld ist ja immer noch in Deutschland das beliebteste Zahlungsmittel – dazu führt, dass wir unglaublich viele Tatgelegenheiten haben und dass die Banken natürlich auch viel Geld investieren müssen, um diese Automaten so zu sichern, dass sie dann am Ende eben für solche Überfälle nicht mehr geeignet sind, und das machen sie nach einem Risikoansatz, nämlich dort, wo sie die größten Risiken vermuten. Und ich glaube, dass das noch nicht ausreichend ist, das sieht man auch an den Fallzahlen. Und da muss nachgelegt werden.

Und da sind aber auch die Banken in der Pflicht, ich hoffe nicht, dass wir irgendwann hier Menschenleben zu beklagen haben und erst dann angefangen wird, sondern dass wir das früher tun.

Interview geführt von Mag. phil. Nader Mohamed
verschriftet von Kirsten Mische

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