Am 13.02.2024 gab es ein wichtiges Treffen der Wirtschaftsminister der Länder Berlin und Brandenburg. Dieses Treffen hat den Titel „Impuls und Podiumsgespräch: Auf dem Weg zum Innovationsstandort Nr.1 in Europa – Die Bedeutung der Innovationskorridore für die Metropolregion Berlin-Brandenburg“ Die Hauptredner in diesem Gespräch waren die Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD), der Brandenburger Wirtschaftsminister Prof. Dr. Jörg Steinbach (SPD), der Vertreter der WISTA Management GmbH (landeseigene Gesellschaft in Berlin, Wirtschaftsförderer, Standortentwickler und Dienstleister), der Vertreter des Wirtschaftsrats 1. FC Union e. V. (Wirtschaftsnetzwerk für den 1. FC Union Berlin) und berlinlounge von AGIT Agentur für integrierte Kommunikation e. K. (Spezialist für Wirtschaftskontakten und Veranstaltungsorganisation.). Das „Impuls und Podiumsgespräch“ fand im Stadion An der Alten Försterei, an der Wuhlheide 263, 12555 Berlin statt.
Es folgt die Zusammenfassung der Rede von Prof. Dr. Jörg Steinbach (SPD), dem Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg:
„Ich bin waschechter Berliner, in Lankwitz geboren, bin jetzt dieses Jahr 10 Jahre in Brandenburg tätig. Habe insofern „Migrationshintergrund“, kann ein bisschen über beide Welten sprechen. Ungefähr 2002 war ich im Aufsichtsrat und Verwaltungsrat der Technologiestiftung in Berlin, wenn mir da einer gesagt hätte, dass wir heute „Berlin-Brandenburg“ in all unseren Reden so ohne zu holpern und zu stolpern verwenden, dann hat sich wahnsinnig was geändert. Damals war das deutlich anders, es war harter Wettbewerb, an manchen Stellen auch manchmal Brandenburg nicht ganz ernstgenommen, also eine gehörige Berliner Arroganz auch mit dabei, da war von diesem Miteinander überhaupt nicht die Rede. Und es ist etwas ganz Bezeichnendes, das uns seit längerer Zeit begleitet, dass es wirklich etwas ist, das in unseren Mentalitäten drinsteckt, in unseren Vorstellungen, wie man hier die Region gestalten soll.
Innovationskorridor
Wer so im Südwesten Berlins wohnt – Lichterfelde, Grenze zu Zehlendorf – und hier arbeitet, der braucht mindestens genauso viel Zeit um hierherzukommen, wie er von Berlin nach Cottbus braucht. Also das ist alles ganz schön weit weg, das ist ein Flächenland, mit sehr unterschiedlicher wirtschaftlicher Entwicklung, mit einem Speckgürtel, um den ich mich – mal etwas flapsig gesprochen – eigentlich fast nicht zu kümmern brauche, während auf der anderen Seite etliche Bereiche, Pregnitz, Uckermark, und im Augenblick durch den Ausstieg aus der Braunkohlenverstromung sicherlich eine besondere Herausforderung die Lausitz ist. Ich verbrauche ungefähr 40.000 – 50.000 km im Jahr, um alle Termine in Brandenburg, abzuwickeln. Macht man sich als Berliner in den meisten Fällen nicht wirklich so klar.
Dann fängt man schon an zu überlegen, wie man klare Strukturen in das Ganze reinbringt und kommt auf die Idee, dass man sich an Autobahnen, an Eisenbahnlinien u.ä. orientiert, dass man Berlin zum Mittelpunkt nimmt und dann sozusagen ins Land ausstrahlt, dann kommen viele Begriffe wie Achsen oder Korridore und dann werden die plötzlich auch ein bisschen anfassbarer, allerdings auch mit der Nebenwirkung, dass es dann auch Bereiche gibt, die dann so 5 km neben der Achse sind, die vernachlässigt fühlen und in der Entwicklung dann ein bisschen abgehängt. Das ist ein bisschen schwierig, wenn man das sehr scharflinig interpretiert, man muss das an der Stelle schon ein bisschen breiter sehen.
Innovatations-Hub 13
Das war eine Exzellenz-Initiative für kleine Hochschulen. Die konnten sich da um diesen Titel und eine bestimmte Förderung für einige Jahre bewerben. Da war damals der Zusammenschluss Cottbus-Wildau der entscheidende Schritt. Die 13 stand für die A13 und sollte etwas Ähnliches symbolisieren wie das, worüber wir heute sprechen, nur in deutlich größerer Skala. Insofern ist der Gedanke für die Menschen in Brandenburg nicht so weit weg. Irgendwo haben sie schon einmal angefangen, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen.
Was manchmal so ein bisschen vergessen wird, wenn von „Innovation“ die Rede ist. Innovation ist nicht ein einzelnes Rädchen in einem Uhrwerk alleine. Da gibt es erstmal an de Stelle die Wechselwirkung, nämlich dass ich eine Erfindung brauche, die ich dann überhaupt anschließend in eine Innovation umsetze. Einmal etwas humorvoll gesagt: An der Uni sind wir zuständig für die Erfindung, d. h. fürs Geldausgeben, und die Innovation ist hinterher dafür da, das Geld wieder zu verdienen, damit es vorne wieder in die Universitäten reingesteckt werden kann.
Metropolregion Berlin-Brandenburg (größte Wissenschaftsdichte in ganz Deutschland)
Ich kann mich noch erinnern, so alte Haushaltshandlungen, wo der Blumenkübel auf dem Kurfürstendamm durchaus wichtiger war als die Förderung der Hochschulen. Dann wurde das plötzlich erkannt, dass wir, unsere Region, Bayern und insbesondere München an der Stelle überholt hatten. Und dann wurde es auf einmal sexy, an der Stelle damit auch nach vorne zu gehen, das sozusagen auch zu vermarkten. Und es ist immer noch nicht richtig angekommen: Wir haben über 50 außeruniversitäre Einrichtungen hier in diesem ganzen Dunstkreis. Wir haben eine unendliche Zahl von Hochschulen, wir haben dadurch eine unendliche Zahl von jungen Menschen, die hinterherkommen, die genau diese Fachkräfte und Fähigkeiten darstellen können. Und das ist ein Wahnsinnspotenzial, was dort eben auch an Erfindungen das Licht der Welt erblickt, die aber noch nicht die Qualität einer Innovation haben. Und ich glaube, das ist die Hauptaufgabe, die wir gemeinsam haben. Wir wollen das ausbeuten, das muss eigentlich das Ziel sein, das wir hinkriegen müssen.
Dazu den Braintrust Metropolraum Berlin, noch mal etwas enger gefasst, dazu dann die Fläche Brandenburg, wo man vieles in dieser Beziehung entwickeln kann, und wo beide Seiten am Ende dann davon profitieren können und wo wir das dann an der Stelle schaffen, dass wir eine lebendige Metropolregion Berlin-Brandenburg haben. Das ist, glaube ich, das, was so’n bisschen hinter diesen Schlagworten steckt und wo aber auch die Herausforderungen genannt sind, was bei uns passieren muss. Ich sag’s noch mal, das soll jetzt nicht brandenburgisch nestbeschmutzerisch sein, aber da brauchen wir auch noch ein bisschen Berliner Nachhilfeunterricht in Brandenburg. An einigen Stellen können wir, glaube ich, auch das Eine oder Andere bieten, was Berlin nicht bieten kann
Und die Möglichkeit, heute diese gläserne Wand zwischen uns so anpacken zu können, da können wir beide auch alle hier vom Wirtschaftsrat nur einladen, mit dran teilzuhaben. Du (gemeint: Giffey) hast die Transformation angesprochen: Wir haben Unternehmen, die werden nur überleben, wenn sie ihr Produktportfolio ändern, weil bestimmte Dinge einfach von der Landschaft verschwinden werden. Wir bieten diese Möglichkeiten im Prinzip mit dieser Grundlage hier. Wir laden Sie an der Stelle alle ein.
Und was die Stimmungslage angeht, sage ich mal ganz steil: In der Metropolregion Berlin-Brandenburg haben wir keinen Grund, den Kopf runterhängen zu lassen. Wir haben alle Möglichkeiten auf dem silbernen Tablett, wir müssen an der Stelle nur zugreifen. Und was Franziska und ich dazu tun können, werden wir sicherlich gerne tun.“.
Aufgezeichnet von Mag. phil. Nader Mohamed
verschriftet von Kirsten Mische